Das Spiel ist gewissermaßen der Hauptberuf eines jeden Kindes, das dabei ist, die Welt um sich herum, sich selbst, Geschehnisse und Situationen, Beobachtungen und Erlebnisse im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen. Es hat eine hohe entwicklungspsychologische Bedeutung.
In der UN-Charta „Rechte des Kindes“ ist es in Artikel 31 Absatz 1 fest verankert.
Kinder bauen in bindungsstarken Spielsituationen alle Fähigkeiten für ihr Leben auf, die sie später einmal für eine aktive und selbstbewusste Lebensgestaltung brauchen.
-
Das Spiel ist von entscheidender Bedeutung für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung.
-
Es ist Vorstufe, Grundlage und Nährboden für den Erwerb schulischer, beruflicher und lebenspraktischer Fähigkeiten.
Was ist Spiel?
"Das Spiel der Kinder ist eine selbstbestimmte Tätigkeit, in der sie ihre Lebenswirklichkeit konstruieren und rekonstruieren… sie verhalten sich, als ob das Spiel Wirklichkeit wäre. Kinder konstruieren spielend soziale Beziehungen und schaffen sich die passenden Bedingungen. Kinder verbinden immer einen Sinn mit dem Spiel und seinen Inhalten. Sie gebrauchen ihre Fantasie, um die Welt im Spiel ihren eigenen Vorstellungen entsprechend umzugestalten. Für die Spielenden ist allein die Handlung, in der sie ihre Spielabsichten und Ziele verwirklichen, wesentlich und nicht ihr Ergebnis. Gerade darin liegen die bildenden Elemente des Spiels. Das Spiel ist in besonders ausgeprägter Weise ein selbstbestimmtes Lernen mit allen Sinnen, mit starker emotionaler Beteiligung, mit geistigem und körperlichem Krafteinsatz. Es ist ein ganzheitliches Lernen, weil es die ganze Persönlichkeit fordert und fördert…" 1
Spielen will gelernt sein
Kinder bringen genetisch bedingt ein angeborenes Interesse und Neugierde für ihre Umwelt mit. Durch die alltäglichen Sinnesreize wird das Interesse aktiviert. Aus dem Interesse wird die Beobachtung und danach die Aktion oder Spielhandlung.
Die meisten Babys spielen von Anfang an intensiv. Sie beobachten, erkunden ihre Füße, Hände, das Mobile und was um sie herum geschieht. Wenn sich die Bewegungsfähigkeit und damit der Radius vergrößert, erweitert sich auch die Erfahrungswelt. Dabei eignet es sich nebenbei ein lebendiges räumliches, physikalisches und mathematisches Wissen an.
Andere sind weniger ausdauernd. Je eher die Kinder in Ruhe gelassen werden umso eher lernen sie sich zu konzentrieren und intensiv zu beschäftigen.
„Dort, wo Kinder ins Staunen kommen,
dort, wo sie sich mit wahrgenommenen Reizen
frei und unbewertet auseinandersetzen,
können Kinder ins Spiel kommen.“2
Eckpfeiler im „Lernen des Spiels sind“:
-
Kinder lernen durch Vorbild, d.h. Erwachsene spielen mit den Kindern, sind aktive Spielpartner, motivieren so die Kinder und wecken ihre Neugier.
-
Der Spaß aller beteiligten steht im Vordergrund.
-
Erwachsene können sich langsam aus dem gemeinsamem Spiel zurückziehen wenn die Kinder ins Spiel gefunden haben.
-
Weniger ist mehr. Spielzeug gezielt auswählen, wechseln. Zu viel Spielzeug hemmt das Spielverhalten.
-
Langeweile aushalten lassen. Kinder sollten eine Phase von Langweile aus eigener Kraft überwinden können. Das macht sie zufrieden.
-
Spielzeug so auswählen, dass es variable und vielseitige Spielmöglichkeiten bietet. Alltagsmaterialien wie altes Kochgeschirr, Kartons, Holzreste, Stoffe, Papprollen, Verkleidungen etc. sind unterschiedlich nutzbar.
-
Kinder brauchen gleichaltrige/ gleichgesinnte Spielpartner.
-
Kinder brauchen Zeit und Ruhe zum Spielen.
-
Wechsel der Spielformen ermöglichen: Vom ruhigen Spiel zum aktiven oder bewegungsstarken Spiel wechseln.
-
Bewegungsspiele einbauen.
Spielen bedeutet Entwicklung und Lernen
-
Beim Spiel konzentrieren sich die Kinder. Sie befassen sich mit Materialien und/ oder Abläufen (durch gedankliche Selbstgespräche und innere Bilder) und setzen sich damit auseinander. Dies sind Grundlagen zur kognitiven Entwicklung.
-
Sie setzen sich im Spiel aktiv mit der Welt auseinander.
-
Sie erfahren Glücksmomente oder üben sich in Frustration. Sie halten durch oder geben auf und lernen so persönliche Grundgefühle kennen.
-
Sie drücken ihre eigene Gefühlswelt aktiv aus und mit und entfalten so ihre Talente.
-
Bestimmte Fertigkeiten werden gebahnt z. B. Ausdauer, Konzentration, Anstrengungsbereitschaft, Lösungsorientierung etc.
-
Spielkompetente Kinder haben ein besseres vernetztes und kausales Denken.
-
Sie sprechen differenzierter und haben einen umfassenden Wortschatz.
-
Sie üben sich in Fein- und Grobmotorik, sind aktiver und haben eine raschere Reaktionsfähigkeit und bewusstere Kontrolle über ihre Handlungsabläufe.
-
Sie lernen Regeln kennen und sich daran zu halten.
-
Sie üben das Miteinander, den Umgang mit anderen, sich durchzusetzen oder zurück zu nehmen.
-
Sie sprechen miteinander, drücken sich aus, teilen sich mit und hören zu.
-
Sie nehmen andere Kinder wahr, lernen sie und ihre Handlungsweisen einzuschätzen und damit umzugehen.
-
Sie bauen Beziehungen auf, festigen sie und lernen Freundschaften kennen.
-
Sie streiten und vertragen sich.
-
Sie nehmen Abschied.
Kinder lernen durch:
Wiederholungen
Spaß
Beziehungen
Empathie
1Margarete Blank-Mathieu im Online-Handbuch – Kindergartenpädagogik-
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1610.html
2Bendt, Ute/ Erler, Claudia: Spielbudenzauber – Sinnvolle Raumgestaltung in Kita und Krippe; Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr 2010 Seite 89